Die Asiatische Hornisse - Vespa velutina - gelbfüssige Hornisse
Seit 2004 breitet sich die asiatische Hornisse Vespa Vespa velutina nigrothorax
- aufgrund ihres Aussehens auch als gelbbeinige oder gelbfüssige Hornisse bezeichnet - in Europa aus.
2014 wurde die Vespa velutina dann erstmalig in Deutschland nachgewiesen.
Aufgrund Ihrer invasiven Ausprägung, d.h. der Bedrohung von Teilen des einheimischen Ökosystems möchte der IV Witten-Wetter aktiv über die Gefährdung & Ausbreitung der Art sowie mögliche Maßnahmen informieren.
Insbesondere die Honigbiene wird von der gelbbeinigen Hornisse bedroht, welches negative Folgen für die Bestäubung von Pflanzen und damit der landwirtschaftlichen Erträge hat. Ebenso werden durch den Verlust von Bienenvölkern die Honigerträge verringert und somit der (Hobby)Imker wirtschaftlich getroffen.
Inwieweit auch andere heimische Arten aus den Populationen der Wildbienen betroffen sind, ist aktuell noch unklar,
da hier die Forschung noch ganz am Anfang steht.
Aufgrund der aktuell noch vorhandenen Meldepflicht der Vespa velutina werden hier auch Hinweise zu den Meldemöglichkeiten bei den Behörden gemacht. Hintergrund der Meldepflicht ist die damit verbundenen bessere Beobachtung der Art selbst sowie die Auswirkungen auf das heimische Ökosystem.
Die vorliegende Sektion des Internetauftritts des IV Witten-Wetter befindet sich derzeit im Aufbau
und wird in der nächsten Zeit fortlaufend aktualisiert.
Ziel ist es u.a., Imker/innen Handlungshinweise für den Umgang mit der Bedrohung Ihrer Bienenvölker durch die gelbbeinigen Hornisse zu geben.
Torsten Störmer
M torsten@torsten-stoermer.de
T 0177 - 2 82 88 20
Die gelbfüssige Hornisse
(Vespa velutina) ist eine ursprünglich in Südostasien (südliches China, Taiwan, Ostindien, Indonesien) beheimatete Verwandte der Europäischen Hornisse (Vespa crabro).
Um 2004 wurde eine Unterart der Asiatischen Hornisse, die Vespa velutina nigrithorax vom Menschen nach Südfrankreich eingeschleppt und breitet sich seitdem zügig in Europa aus. Vermutlich wird die schnelle Ausbreitung durch die warmen Winter im Kontext der Klimaveränderung unterstützt. Mittlerweile hat sie vor allem weite Teile Frankreichs besiedelt, aber auch in Belgien, England, den Niederlanden, Norditalien und Spanien gibt es entsprechende Nachweise. In 2014 gab es dann die ersten Sichtungen in Deutschland.
Zu den ersten Sichtungen im Ennepe-Ruhr-Kreis und angrenzenden Städten kam es in 2024. Noch sind diese nicht flächendeckend, aber da nach Ansicht von Experten die Einwanderung der Vespa velutina nigrithorax nach Europa inzwischen unumkehrbar ist, scheint dies nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Aufgrund der vom Menschen verursachten Einschleppung der Vespa velutina ist die asiatische Hornisse in Europa gebietsfremd. Die meisten gebietsfremden Arten stellen kein Naturschutzproblem dar, sie werden teilweise sogar als "Bereicherung" empfunden. Da die Vespa velutina nigrithorax in ihrem neuen Einbringungsgebiet aber die biologische Vielfalt durchaus beeinträchtigt, muss sie als „invasive Art“ angesehen werden.
Die Arbeiterinnen der asiatische Hornisse benötigen für die Aufzucht der Brut proteinreiche Kost. Hierzu werden andere Fluginsekten gefangen, die an die Larven verfüttert werden. Schwerpunkt sind dabei Fliegen und Honigbienen, wobei der Anteil der Bienen im Herbst auf bis zu 70 % ansteigen kann. Anders betrachtet: ein Volk der Vespa velutina verspeist im Laufe eines Jahres ca. 1.500.000 andere Fluginsekten, also umgerechnet ca. 25 Bienenvölker.
Inwieweit auch heimische Wildbienen zum Nahrungsspektrum der gelbbeinigen Hornisse gehören, ist aktuell noch unklar. Diesbezüglich steht die Forschung noch am Anfang.
Zum Vergleich ernährt sich die heimische Hornisse für die Brutaufzucht vor allem von Mücken und Fliegen, Bienen gehören zwar auch zum Nahrungsspektrum, bilden aber keinen Schwerpunkt.
Bei der Jagd fängt die asiatische Hornisse gerne heimkehrende Sammelbienen vor dem Flugloch der Bienenvölker ab, da diese eine leichte Beute für die geschickten Jägerinnen sind.
Eine weitere Jagdstrategie ist die Jagd in der Gruppe. Hierbei stehen mehrere Hornissen im Schwebflug wartend vor dem Flugloch des Bienenstocks um die Bienen abzufangen. Bei dieser starken Bejagung kann es zur sog. Flugparalyse kommen: die Bienen stellen den Flugbetrieb ein und hören auf zu brüten. Bei längerer „Belagerung“ kann das sogar zum Zusammenbruch der Futterversorgung des Bienenvolkes führen, was das Bienenvolk entsprechend schwächt. Kann dann das Flugloch durch die Bienen nicht mehr verteidigt werden, können die Hornissen auch in die Bienenvölker eindringen.
Der höchste Hornissendruck auf ein Bienenvolk entsteht i.d.R. im Herbst, was bedeutet das die Einstellung der Brut die Aufzucht der Winterbienen verhindert. Die Kombination aus dem fehlendem Flugbetrieb und damit unzureichender Pollenversorgung sowie den fehlenden Winterbienen führt zu einer deutlich höheren Wintersterblichkeit der Bienenvölker.
Durch die mögliche Reduzierung der Bienenvölker kann es zu einer verminderten Bestäubungsleistung im unmittelbaren Umfeld kommen. Die Bestäubungsarbeit der Insekten ist aber notwendig um den Artenreichtum von Pflanzen zu gewährleisten. Viele Blüten brauchen die Insekten um sich fortzupflanzen. Weltweit werden ca. 80 Prozent aller Blütenpflanzen von Insekten bestäubt, hiervon machen Bienen ca. 85% aus. Fällt die Bestäubungsarbeit also teilweise aus, wird auch der landwirtschaftliche Ertrag in der Umgebung der Bienenvölker verringert.
Einen Einfluss auf die Bestäubung haben zwei Studien aus Spanien aufgezeigt. In einer Untersuchung führte die natürliche Anwesenheit von asiatischen Hornissen an Pflanzenbeständen dazu, dass die Blüten seltener von Honigbienen, Hummeln und anderen Bestäubern besucht wurden. Dies hatte einen negativen Einfluss auf die Bestäubung dieser Blüten (Rojas-Nossa & Calviño-Cancela 2020). Bei Efeu wurde eine reduzierte Samenzahl in den Früchten festgestellt, wenn Vespa velutina die Bestäuber störte (Rojas-Nossa et al. 2023).**
**Literatur Angulo E, Ballesteros-Mejia L, Novoa A, Duboscq-Carra VG, Diagne C, Courchamp F (2021). Economic costs of invasive alien species in Spain. In: Zenni RD, McDermott S, García-Berthou E, Essl F (Eds) The economic costs of biological invasions around the world. NeoBiota 67: 267–297. https://doi.org/10.3897/neobiota.67.59181