Im Bienengarten des Imkervereins Witten-Wetter sind nicht mehr viele Aktivitäten zu erkennen. So sind die regelmäßigen wöchentlichen Treffen bei den Bienen ausgesetzt, Gartenarbeiten sind auch nicht mehr zu erledigen. Also eigentlich eine ruhige Zeit für die Imkerinnen und Imker.
Ist das wirklich so und was machen eigentlich die Bienen im Winter?
Wir wollen versuchen hier ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen.
Zunächst muss man festhalten, dass auch bei der Erhaltung der Art Biene nicht gleich Biene ist. Bei den Arten gibt es gravierende Unterschiede bezüglich einer Überlebensstrategie zur Sicherung der nächste Generation im Folgejahr.
Der nachfolgende Text setzt – wie bei einem Imkerverein vielleicht zu erwarten 😉 – den Schwerpunkt auf das Überwintern der Honigbienen. Aber um den Blick über den Tellerrand zu gewährleisten, haben wir hier Basisinformationen zum Überwintern der Wildbienen sowie Hinweise zu weiteren Quellen aufgeführt.
Die Honigbienen überwintern als gesamtes Volk in Ihrem Bienenstock. Hierzu hat das Bienenvolk für die Winterzeit, also die Phase von widrigen Wetterbedingungen und ohne Nahrungsangebot, Vorsorge getroffen.
Vorbereitungen der Bienen zum Überwintern
Zunächst hat sich die Größe des Bienenvolks vom Höchststand im Sommer mit gut 40.000 Individuen auf ca. 5.000 - 10.000 Individuen reduziert. Die dahinterliegende Logik ist einfach: weniger Esser benötigen auch weniger Vorräte. Aus dem gleichen Grund stellt das Volk auch spätestens mit den ersten Nachtfrösten die Aufzucht ein, man sagt „das Volk geht aus der Brut“.
Als Folge verlagern sich im Bienenjahr auch die Arbeitsaufgaben der Bienen von der Aufzucht & Brutpflege, der Stockpflege inkl. Wachsbau, dem Sammeln von Nahrung und der Honigproduktion im Sommer hin zur Wärmeproduktion und allg. Stockpflege im Winter.
Die Sommertätigkeiten sind dabei für die Bienen allgemein sehr anstrengend, so dass die sog. Sommerbienen nur 5 - 8 Wochen leben.
Da das Volk aber im Winter aus der Brut geht (vgl. oben) und es somit an Nachwuchs fehlt, muss das Volk hier eine Lösung finden. Und das tut es mit der Aufzucht der sog. Winterbienen, die ab September / Oktober schlüpfen. Die Winterbienen halten sich nahezu komplett im Stock auf und können durch die wesentlich weniger anstrengenden Aufgaben mehrere Monate überleben.
Was passiert beim Überwintern?
Die Bienen setzten sich eng aneinander und bilden die sog. Wintertraube in dessen Mitte die Bienenkönigin sitzt. Dabei kann man sagen, dass je niedriger die Außentemperatur ist, desto enger sitzen die Bienen zusammen.
In der Traube erzeugen die Bienen durch Muskelkontraktionen aktiv Wärme und halten sich gegenseitig und die Königin damit warm. So gelingt es einem Bienenvolk auch einen Winter bei zweistelligen Minusgraden zu überstehen, ohne in eine Kältestarre zu verfallen. Damit im Übrigen alle Bienen überleben können und auch an den Außenrändern der Traube keine Biene (er)friert, wechseln die Tiere regelmäßig ihren Platz, so dass alle einmal an der Außenseite sitzen.
Bei Temperaturmessungen am Bienen-Forschungsstock der Universität Würzburg konnten für die Wintermonate Spitzentemperaturen von über 30° C im Bienenstock gemessen und dokumentiert werden.
Interessierte können über die Forschungs- und Lehrplattform HOBOS (Honey Bee Online Studies) auf die Temperaturverläufe sowie Videos der Forschungsstöcke zugreifen.
Neben der Wärme ist natürlich ausreichend Nahrung für das Überleben unerlässlich. Dazu bedienen sich die Winterbienen an den im Stock eingelagerten Vorräten. Diese haben sie im Sommer selbst gesammelt bzw. der Imker musste nach der Honigentnahme im Spätsommer das Bienenvolk mit geeignetem Flüssigfutter (Zuckerwasser oder spezieller Futtersirup) wieder auffüttern.
Wie unterstützt der Imker das Überwintern?
Neben dem rechtzeitigen vorgenannten auffüttern der Bienenvölker, ist es eine wichtige Aufgabe für die Gesundheit der Bienen zu sorgen.
Hier ist sicherlich als wichtigste Tätigkeit die Bekämpfung der Varroamilbe anzusehen. Da Mittel zur Milbenbekämpfung erst nach der Honigernte eingesetzt werden können, zieht sich der letzte Behandlungsschritt in den Winter hinein. Bei niedrigen Temperaturen, idealerweise unter dem Gefrierpunkt, kann als letzte eine Träufelbehandlung mit einer Oxalsäure-Zucker-Lösung (OxalsäuredihydratLösung 3,5 % ad us. vet.) durchgeführt werden.
Manchmal haben aber auch andere Naturbewohner ein Auge auf den Bienenstock geworfen. So können z.B. hungrige Spechte Löcher in die Beuten schlagen um mit ihrer langen Zunge die Bienen heraus holen zu können. Dadurch kann so viel Kälte eindringen, dass die Bienen nicht mehr in der Lage sind die Temperatur zu regulieren und das Bienenvolk kann erfrieren.
Auch der Marder ist in der Lage Beuten zu beschädigen bzw. zu zerstören und frisst zudem sowohl die Bienenvölker als auch den Honig (das Winterfutter).
In Einzelfällen können auch Waschbären Beuten aufbeißen und Honigwaben herausreißen. Waschbärenschäden können im Gegensatz zu Specht und Marder ganzjährig auftreten.
Für unsere Region nicht zutreffend, ist noch der Braunbär als ganzjähriger Schädling zu nennen.
Fazit: eine regelmäßige Sichtprüfung auf Beschädigungen des Bienenstocks auch hinsichtlich des Eindringens von Wasser (Stocknässe) und Kontrolle auf freie Einfluglöcher ist im Winter notwendig. Auch sollte immer ein Summen aus dem Bienenstock zu hören sein.
Das Öffnen des Stocks sollte aber bis Februar vermieden werden, um die Bienen nicht zu stören und deren Energieverbrauch niedrig zu halten.
Und was macht der Imker im Winter?
- Instandsetzung und Reinigungsarbeiten an Zargen und Rähmchen
- Reinigung von Werkzeugen
- Vorbereitung von neuen Zargen
- Zeit für Weiterbildung nutzen
- …
Überwintern von Wildbienen
Die meisten Wildbienen leben nur einjährig und sterben noch vor dem Winter. Für das Überleben der Art haben diese Arten in verschlossenen Brutkammern Eier mit ausreichender Nahrung gelegt. Die geschlüpften Larven verpuppen sich in diesen Kammern und überleben in diesem Stadium den Winter. Im Frühjahr schlüpft dann die neue Generation, um wiederum für das Überleben der Art zu sorgen. Dies lässt sich auch gut im eigenen Garten an geeigneten Insektenhotels beobachten.
Daneben gibt es aber bei den Wildbienen auch Arten die im Verbund überwintern. Beispiele sind z.B. die Gewöhnliche Keulhornbiene oder die Blauschwarzen Holzbiene.
Einen anderen Weg gehen Wespen und Hummeln. Hier sucht die bereits befruchtete Königin aktiv einen geschützten Unterschlupf um zu überwintern. Die restlichen Individuen des Volks, die nicht in den Unterschlupf gehen, sterben im Herbst. Allein halten die Königinnen Winterruhe und sorgen dann im nächsten Jahr durch die Gründung eines neuen Staates für den Fortbestand der Population. Die erste Brut muss die Königin mangels Staat dann allein über die Runden bringen!
Weiterführende Informationen zu Wildbienen (auch Hummeln zählen zu den Wildbienen) und Wespen sind zahlreich im Internet zu finden. Beispiele für entsprechenden Quellen – ohne den Anspruch auf Vollständigkeit – sind:
- die Seite wildbienen.info des Biologen Dr. Paul Westrich
- Portraits ausgewählter Bienenarten vom NABU, Landesverband Berlin
- die Wildbienen-Seite des Umweltbundesamt